Traumwind by Judy Nunn

Traumwind by Judy Nunn

Autor:Judy Nunn
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783104009254
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2011-01-30T23:00:00+00:00


Michael war stolz auf seinen Porsche 911 Targa, und obwohl es schon spät am Nachmittag und die Luft frühlingskalt war, öffnete er das Verdeck.

»Es macht Ihnen doch nichts aus?«, versuchte er den Fahrwind zu übertönen, während sie über die Edgecliff Road fuhren. »Ist es Ihnen zu windig?«

»Nein, es gefällt mir«, rief Emma zurück, deren Haare wild flatterten. Michael grinste sie an, entzückt darüber, wie lässig sie mit ihrer äußeren Erscheinung umging.

Er jagte den Motor hoch und überholte einen anderen Wagen. »Ist er nicht eine Schönheit? Großpapas Geschenk zum achtzehnten Geburtstag.«

Emma hatte schon viel über Franklin Ross gehört. »Sie und Ihr Großvater kommen wohl gut miteinander aus?«

»Ja, er ist der Größte.«

Emma war noch nie mit einem Porsche gefahren. Die Blicke anderer Fahrer entgingen ihr nicht, als sie über die Harbour Bridge rasten. Auch dass Michael den Neid der anderen vollkommen übersah, fiel ihr auf. Offensichtlich ließ ihn sein Wohlstand ungerührt, was sie beeindruckte. Gewiss, er war selbstsicher, aber großspurig war er nicht. Sie mochte ihn.

Als sie vor der Wohnung anhielten, die Emma mit zwei anderen Studentinnen teilte, fiel es Michael erneut schwer, sich von ihr zu verabschieden.

»Haben Sie noch Zeit für einen Drink?«, fragte er. »Weiter unten in der Straße ist ein Lokal mit einem großen Biergarten.«

»Ja.« Emma lächelte. »Das kenne ich.« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Warum nicht.«

In den folgenden anderthalb Stunden tranken sie jeweils zwei Bier und redeten endlos miteinander. Das heißt, Michael redete. Emmas Art des Zuhörens war ermutigend. Sie zeigte an allem, was er zu sagen hatte, echtes Interesse, und Michael erzählte ihr alles über seine Filmideen. Sogar über sein Drehbuch, von dem er sich geschworen hatte, es bis zur letzten Minute geheim zu halten.

»Die Leute klauen Ideen, verstehen Sie«, erklärte er. »Und das ist eine heiße Idee.« Er schaute sich um, beugte sich vor und redete in verschwörerischem Ton weiter. Emma hätte am liebsten laut gelacht; er sah aus, als rechne er damit, dass Spione in den Büschen herumschlichen. Sie empfand jedoch eine große Wärme für ihn. Er hatte einen so natürlichen Charme, dass es schwer fiel, ihn nicht zu mögen.

»Der Komet Halley«, sagte er. »Davon wird mein erster Film handeln. Komet Halley. Toll, oder?«

Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, doch wie sich herausstellte, war es auch gar nicht nötig. Michael schwadronierte aufgeregt weiter. Zum ersten Mal sprach er seine Idee laut aus.

»Der Komet Halley. Er erscheint nur alle sechsundsiebzig Jahre am Himmel und ist als Vorbote für Katastrophen bekannt. Zuletzt wurde er 1910 gesehen, als König Edward starb. 1986 soll er das nächste Mal auftauchen, in knapp zwei Jahren. Welche Katastrophe wird er diesmal ankündigen?«

Seine Begeisterung steckte an, und Emma war wie gebannt. »Was wird also Ihre Katastrophe sein?«, fragte sie.

»Die Verschiebung der Pole«, verkündete Michael triumphierend. Das war sein Coup. »Eine Prophezeiung des Nostradamus. Die Katastrophe, die der Komet ankündigt, ist die Verschiebung der Erdpole.«

Michael war jetzt nicht mehr zu bremsen. »Eine Gruppe Wissenschaftler und Astronomen wissen, dass die Erde sich auf ihrer Achse verschieben wird, aber sie geben es nicht bekannt, weil sonst weltweit Panik ausbrechen würde.



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